Streichquartette “Opus 42”, “Opus 50” und “Opus 54/55”
Joseph Haydn Werke, Reihe XII, Band 4
Hrsg. v. James Webster
München: Henle, 2009
XXI, 297 Seiten (215 Notenseiten, dazu Vorwort und Kritischer Bericht)
Der Band enthält die Streichquartette Joseph Haydns aus den Jahren 1785 bis 1788: Das als „Opus 42“ bekannte Einzelquartett in d-Moll, die sechs Quartette „Opus 50“ und die sechs Quartette „Opus 54/55“. Die erste dieser Gruppen hat den Beinamen „Preußische Quartette“ erhalten, weil Haydn die Wiener Erstausgabe König Friedrich Wilhelm II. widmen ließ – als Dank für ein Geschenk, das er von diesem für eine Abschrift der „Pariser Sinfonien“ erhalten hatte. (Die Quartette sind also keineswegs eigens für den preußischen Hof komponiert worden.) Die sechs Werke des op. 54/55 werden bisweilen als „erste Tost-Quartette“ bezeichnet, weil Haydn sie (wie die nachfolgende Serie op. 64) dem Violinisten und Kaufmann Johann Tost zur Vermarktung überließ.
Für op. 42 stellt das Autograph die einzige Quelle der Edition dar; die Ausgabe bei Hoffmeister (auf der frühere Editionen beruhen) ist, wie im Kritischen Bericht nachgewiesen wird, verlagsseitig zu stark bearbeitet, um herangezogen zu werden. Bei vier der Quartette aus op. 50 sind die Autographe Hauptquelle. (Die Handschriften tauchten – einer der spektakulärsten Haydn-Funde des 20. Jahrhunderts – in den 1980er Jahren überraschend in Australien auf und befinden sich heute in der Sammlung Helmut Nanz in Stuttgart.) Allerdings sind die Wiener Erstausgabe und drei Stimmenabschriften (darunter die Stichvorlage für die parallel erschienene Londoner Erstausgabe) als Nebenquellen heranzuziehen, für op. 50 Nr. 1–2, deren Autographe verschollen bleiben, sind sie die Hauptquellen.
Auch für zwei der Quartette aus op. 54/55 (nämlich op. 54 Nr. 1 und 3) stehen Teilautographe zur Verfügung. Bislang wurden sie aufgrund der vielfach verkürzten, an besonderen Abbreviaturen reichen Notation für bloße Entwürfe gehalten. Der Herausgeber konnte jedoch zeigen, dass es sich um die endgültige Niederschrift handelt. Als Nebenquellen bzw. als Hauptquellen für die anderen Quartette dienen die Wiener, die Londoner und die Pariser Erstausgabe, bei op. 54 Nr. 1 zusätzlich eine Kopistenabschrift.