Die Jahreszeiten
Oratorium 1799–1801

Joseph Haydn Werke, Reihe XXVIII, Band 4I, 4II
Hrsg. v. Armin Raab
München: Henle, 2007
XXI, 652 Seiten (559 Notenseiten, dazu Vorwort und Kritischer Bericht)

 

Die autographe Partitur der Jahreszeiten soll sich im Besitz von Gottfried van Swieten befunden haben, dem Librettisten des Oratoriums. Sie ging noch zu Haydns Lebzeiten verloren; Hauptquelle der Edition ist daher das von Haydn selbst bei der Uraufführung im April 1801 im Palais Schwarzenberg in Wien verwendete Material, bestehend aus Stimmen und einer vom Chordirigenten und Generalbassspieler benutzten Partitur (die bei den größer besetzten Nummern nicht alle Stimmen enthält). Dieses überwiegend von dem bei Haydn angestellten Kopisten Johann Elßler geschriebene Material dokumentiert zahlreiche Revisionen und sukzessive Erweiterungen der Besetzung, die Haydn für verschiedene spätere Aufführungen vornahm. Nebenquelle ist die Originalausgabe, die 1802 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig in zwei Auflagen erschien – eine mit deutschem und französischen, eine mit deutschem und englischen Text. Obwohl Haydn selbst die (verschollene) Stichvorlage anfertigen ließ, gibt der Druck keineswegs einen endgültigen Notentext letzter Hand wieder, denn er enthält zahlreiche, größtenteils redaktionelle Eingriffe, vor allem Ergänzungen und Vereinheitlichungen der Dynamik und Artikulation. Sie werden vollständig im Kritischen Bericht dokumentiert, in den Notentext aber nur dann übernommen, wenn zu vermuten ist, dass sie auf Haydn zurückgehen. (Darin unterscheidet sich die Edition grundlegend von derjenigen, die Eusebius Mandyczewski 1922 im Rahmen der Fragment gebliebenen alten Haydn-Gesamtausgabe vorlegte.)

Aus dem Aufführungsmaterial lassen sich zahlreiche ursprüngliche Lesarten rekonstruieren. Sie werden in Fußnoten wiedergegeben, umfangreichere Frühfassungen wie die der Einleitungen zu Der Sommer, Der Herbst und Der Winter stehen im Anhang. Der Anhang enthält ferner drei Skizzenseiten als Abbildung und Übertragung sowie eine zusätzliche Kontrafagott-Stimme aus dem Wiener Aufführungsmaterial. (Sie wurde auf Basis der Originalausgabe geschrieben; ob auf Veranlassung von Haydn, ist unsicher.) Im Kritischen Bericht werden synoptisch van Swietens deutscher, französischer und englischer Text abgedruckt – der deutsche Text auf Basis des handschriftlichen Librettos (einschließlich der zahlreichen Randglossen, in denen der Librettist detailliert seine Vorstellungen zur Vertonung darlegte), van Swietens Übersetzungen auf Basis des Erstdrucks. In den Notentext der Edition können sie nicht aufgenommen werden, da die Unterlegung in der Originalausgabe nicht auf Haydn oder van Swieten zurückgeht und zudem fehlerhaft ist.