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Prof. Dr. Georg Feder (1927–2006)


Am 11. Dezember 2006 starb Prof. Dr. Georg Feder, der langjährige wissenschaftliche Leiter des Joseph Haydn-Instituts.  

Georg Feder wurde am 30. November 1927 in Bochum geboren. Er studierte in Tübingen, Göttingen und Kiel, wo er 1955 promoviert wurde. Von 1957 bis 1992 war er im Joseph Haydn-Institut in Köln tätig, davon dreißig Jahre als dessen wissenschaftlicher Leiter und Herausgeber der Gesamtausgabe Joseph Haydn Werke (JHW) sowie der 1965 von ihm ins Leben gerufenen Haydn-Studien. 1988 wurde ihm der Professorentitel verliehen; 2004 erhielt er in der Österreichischen Botschaft Berlin, Außenstelle Bonn, für sein wissenschaftliches Lebenswerk das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.

54 der 110 Bände der Gesamtausgabe sind unter Georg Feders Leitung erschienen, acht davon hat er selbst als Herausgeber oder Mitherausgeber erarbeitet (Streichquartette JHW XII/1, XII/2, XII/3, XII/5, Klaviersonaten JHW XVIII/1–3, Messen JHW XXIII/1a). In den Haydn-Studien veröffentlichte er eine ganze Reihe von Beiträgen. Bis kurz vor seinem Tod arbeitete er noch an den nachträglichen Kritischen Berichten zu den Bänden mit Klaviersonaten und den Streichquartetten „Opus 9“ und „Opus 17“ (JHW XII/2).

Georg Feder war einer der bedeutendsten Haydn-Forscher und Musikphilologen unserer Zeit. Als Vortragender war er ebenso gefragt wie als Herausgeber und Autor: Alleine die verschiedenen Folgen der Haydn-Bibliographie verzeichnen 104 Publikationen von ihm, dabei sind Beiträge zu Tageszeitungen, Beihefte zu Schallplatten oder CDs, Rezensionen und Programmheftartikel ebensowenig mitgerechnet wie jene Publikationen, die nicht Haydn zum Thema haben. (So verfasste Georg Feder mehrere wichtige Beiträge zur Editionstechnik im Allgemeinen, allen voran die 1987 bei der wissenschaftlichen Buchgesellschaft erschienene Einführung Musikphilologie.) Zu den zentralen Publikationen der letzten Jahre zählen die Lexikonartikel über Joseph Haydn in der zweiten, neubearbeiteten Ausgabe der Musik in Geschichte und Gegenwart (2001) und im Mozart-Lexikon (2006), in denen Georg Feder den aktuellen Stand der Forschung zu Haydns Leben und Werk so kompetent bündelte, wie es kein zweiter vermocht hätte – insbesondere zum Problembereich von Authentizität, Fehlzuschreibungen und Echtheitskritik, der ihn während seines ganzen Schaffens intensiv beschäftigte.

Georg Feder hat sich als wissenschaftlicher Autor höchstes Renommee erworben. Er verstand es aber auch wie nur wenige, für ein nicht ausschließlich wissenschaftlich orientiertes Publikum zu schreiben. So haben viele Musikliebhaber seine als Taschenbuch erschienenen Werkeinführungen zu Haydns Streichquartetten und zum Oratorium Die Schöpfung kennen und schätzen gelernt.

Die Geschicke des Joseph Haydn-Instituts verfolgte Georg Feder mit kritischer Solidarität. Die neuen Bände der Gesamtausgabe und der Haydn-Studien fanden in ihm ihren vielleicht aufmerksamsten Leser. Mehrmals im Jahr war er bei uns im Institut zu Besuch, und immer war dabei auch sein Rat gefragt. Die Mitarbeiter des Joseph Haydn-Instituts werden Prof. Dr. Georg Feders stets in Dankbarkeit gedenken.